Was wollen wir?
Wir wollen, dass Kinder in Gießen gerne zur Schule gehen, dort niemand zurückgelassen wird und Kinder mit den verschiedensten Hintergründen, Leistungsständen und Einschränkungen gemeinsam lernen.
Inhaltsverzeichnis
- Unsere fünf wichtigsten Forderungen
- Einführung
- Schule
- Gießen auf dem Weg zum grünen zwei-Säulen-Schulmodell
- Investitionen in Schulen
- Sichere Schulwege und selbstständige Mobilität und Schüler*innen
- Digitalisierung der Schulen
- Ganztagsangebote
- Gesunde Schulverpflegung
- Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Begleitung an Schulen
- Inklusion und sonderpädagogische Förderung
- Grundschulen
- Weiterführende Schulen
- Berufliche Schulen
- Jugendbildungswerk, Musikschule, Volkshochschule
Unsere fünf wichtigsten Forderungen
- Inklusion ermöglichen und verbessern
- Ganztagsangebote ausbauen, Digitalisierung voranbringen
- Politik muss Schulen die Möglichkeit geben, ihr Profil weiterzuentwickeln und pädagogische Selbstständigkeit zu realisieren
- Pädagogische Architektur mit Betonung nachhaltiger Bildung als Leitmotiv bei schulbaulichen Maßnahmen
- Gewährleisten, dass Schüler*innen den Schulweg selbstständig und sicher bewältigen können
Einführung
Gießen ist eine junge Stadt, die jüngste in Hessen mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren. Das Durchschnittsalter in Deutschland liegt bei über 44 Jahren.
Gießen ist mittelhessisches Zentrum für Bildung, Kunst und Kultur. Unsere Stadt entwickelt sich zu einem Kreativsphärengebiet, zu einer Innovationslandschaft im Herzen von Hessen.
Diese Ressourcen wollen Bündnis 90 /Die Grünen für eine zukunftsorientierte ökologische, digitale und soziale Entwicklung unserer Stadt nutzen.
Wir wollen erstens in Kitas, Schulen, außerschulische Bildungseinrichtungen, Kultur, Künste und Kreativität weiter kräftig investieren und zweitens enge und bedarfsgerechte Kooperationen zwischen Schulen, Kultureinrichtungen, Künstler*innen und Kreativen fördern.
Kinder
Kinder brauchen nicht nur ihre Eltern, sondern ein Gemeinwesen, das sich seiner Verantwortung ihnen gegenüber bewusst ist.
Wir möchten die Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, dass Eltern Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Zeit für ihre Kinder so kombinieren können, wie es ihrer Vorstellung entspricht. Es ist eine selbstverständliche demokratische Aufgabe und auch zunehmend eine demografische Herausforderung, allen Kindern gleiche Chancen zu geben und es allen Erwachsenen zu ermöglichen, Familie und berufliche Entwicklung zu vereinbaren.
Schule
Bündnis 90/Die Grünen stehen für eine Politik, die
- Ganztagsangebote ausbaut,
- diejenigen Schulen entlastet, die besonders herausgefordert sind
- eine Willkommenskultur für geflüchtete Kinder und Jugendliche fördert und dafür die nötigen Mittel bereitstellt
- niemanden zurücklässt und die Potenziale der Einzelnen fördert,
- den Schulen im städtischen Haushalt Priorität einräumt.
Wir wissen, dass die Universitätsstadt Gießen als kommunaler Schulträger nur begrenzte schulpolitische Gestaltungsmöglichkeiten hat. Das liegt an der Aufteilung der Zuständigkeiten für die Schulen in kommunale und Landeszuständigkeiten. In Gießen ist das Schulverwaltungsamt die zuständige kommunale Behörde, die Landesangelegenheiten regelt das Staatliche Schulamt.
Wir wollen durch enge Kooperationen beider Ämter ein abgestimmtes Handeln für unsere Schulen und die Schulentwicklung in Gießen fördern und umsetzen.
Die Gießener Schulen sind für uns Grüne ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft. Sie zeichnen sich durch ein breites Angebot verschiedener Bildungsgänge und unterschiedlicher Schulorganisationsformen aus: 13 Grundschulen, zwei Integrierte Gesamtschulen, davon eine mit gymnasialer Oberstufe, zwei Kooperative Gesamtschulen, davon eine mit Gymnasialer Oberstufe, drei Gymnasien, eine Mittelstufenschule, zwei Förderschulen mit Beratungs- und Förderzentrum, vier Berufliche Schulen und eine Abendschule. Ergänzt wird das Angebot öffentlicher Schulen durch mehrere Privatschulen.
Durch die Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig eine zeitgemäße digitale Ausstattung der Schulen für das Homeschooling ist (→ Digitalisierung der Schulen). Gleichzeitig konnten wir sehen, wie wichtig Präsenzunterricht ist. Wir GRÜNE stehen dafür, dass die Universitätsstadt Gießen als Schulträger alle notwendigen Maßnahmen ergreift, um Präsenzunterricht oberste Priorität einzuräumen.
Kommunale und Landesaufgaben – „äußere“ und „innere“ Schulverwaltung
Die Trennung in kommunale und staatliche Zuständigkeiten für das Schulwesen wird auch als „äußere“ (Kommune oder Landkreis) und „innere“ (Land) Schulverwaltung bezeichnet. Die jeweiligen Zuständigkeiten sind im Hessische Schulgesetz geregelt.
Die „äußere Schulverwaltung“ ist zuständig für: Regionale Schulentwicklung (Schulbezirke, Schulangebot, Schulorganisation, Schulentwicklungsplanung), kommunale Schulverwaltung (Schulkommissionen, Schulgesundheitspflege, Schüler*innenversicherung) sowie Sach- und Personalkosten für die Verwaltung und Unterhaltung der Schulgebäude, Schulanlagen und Schuleinrichtungen. Weiterhin verantwortet der kommunale Schulträger die Schüler*innenbeförderung und die Medienzentren.
Die „innere Schulverwaltung“ ist vor allem zuständig für Lehrkräfte, Unterricht und Bildungspläne, Fach- und Dienstaufsicht über die Schulen, regionale Lehrer*innenfortbildung, Lehr- und Lernmittelfreiheit.
Gießen auf dem Weg zum grünen Zwei-Säulen-Schulmodell
Bündnis 90 / Die Grünen sind der Überzeugung, dass Schüler*innen durch längeres gemeinsames Lernen und das möglichst lange Offenhalten aller Bildungsabschlüsse sehr gut individuell gefördert werden können. Wir wollen diesen Weg aber niemanden vorschreiben, sondern setzen auf Ermöglichen statt Verordnen und respektieren den Elternwillen.
In Gießen wie in Hessen und den meisten Bundesländern geht die Entwicklung klar in Richtung auf ein Zwei-Säulen-Schulmodell bestehend aus den Gesamtschulen (mit der Vorbereitung auf alle Schulabschlüsse) als einer Säule und den Gymnasien als zweiter Säule. Dieses Modell wird von uns Grüne in Hessen und Gießen als pragmatischer Weg zur Vereinfachung des Schulsystems im Anschluss an die Grundschule gesehen.
Wir wollen alle Schulen gut ausstatten und gestalten. Das erwarten Schüler*innen und Eltern zurecht.
Wir wollen in der nächsten Wahlperiode erreichen, dass sich die kooperativen Gesamtschulen der Stadt schrittweise in Integrierte Gesamtschulen umwandeln. Die städtische Mittelstufenschule wollen wir in diesen Prozess einbinden.
Investitionen in Schulen
Mit umfangreichen Investitionen in dieser Wahlperiode haben wir als Koalition viele Schulen ertüchtigt und ihre Zukunft gesichert. Es wurden, auch mit Hilfe von Investitionsprogrammen von Bund und Land, in den Jahren 2017 – 2020 ca. 80 Mio. Euro investiert.
Für Bündnis 90/Die Grünen stehen neben den quantitativen, finanziellen Aspekten vor allem die Qualität bei der Neustrukturierung, beim Neubau und der energetischen Sanierung von Schulen im Fokus zukunftsorientierten Handelns des Schulträgers.
Diese Qualität muss sich nach unserer Meinung an der Idee einer Pädagogischen Architektur orientieren. Es muss bei Renovierungen, Neubauten u.ä. eine enge Zusammenarbeit von Pädagogik und Architektur praktiziert werden, bei der Architektur ebenso Teil der pädagogischen Konzeption ist wie pädagogische Zielsetzungen Teil der architektonischen Überlegungen sind.
Für uns Grüne gehört in diesem Zusammenhang auch das pädagogische Ziel „Bildung zur Nachhaltigkeit“ zu den architektonischen Herausforderungen. Das bedeutet beispielsweise: das energetische Funktionieren des Gebäudes ist sichtbar und erfahrbar zu machen. Im Innenbereich können Pflanzen, Aquarien und ähnliches die Schüler*innen zu eigenen Untersuchungen anregen. Im Außenbereich können mit Schulgärten und Biotopen sinnliches Erleben von Natur und ökologisch bewusstes Verhalten in den Schulalltag einbezogen werden.
Wir wollen, dass Pädagogische Architektur mit Betonung nachhaltiger Bildung zukünftig zum Leitmotiv des Schulträgers Universitätsstadt Gießen wird, um eine qualitativ hochwertige, inklusive und zeitgemäß ökologische Gestalt und Ausstattung unserer Schulen zu gewährleisten.
Sichere Schulwege und selbständige Mobilität von Schüler*innen
Der Schultag beginnt mit dem Weg zur Schule. Wir Grüne wollen, dass die Gießener Schüler*innen den Schulweg selbständig und sicher bewältigen können, denn das hat sowohl positive Effekte auf die körperliche Fitness als auch auf die Konzentration und das Sozialverhalten der Kinder und Jugendlichen. Darüber hinaus fördert die selbständige Bewältigung des Schulweges ökologisch verantwortliches Handeln der Schüler*innen und lässt sie ihre Umwelt bewusst wahrnehmen. Deshalb wollen wir „Elterntaxis“ überflüssig machen und lehnen die Einrichtung von „Hol- und Bringplätzen“ für diese an den Schulen ab.
Wir wollen in der nächsten Wahlperiode erreichen: Tempo 30 auf allen Schulstraßen, breite, gute Fuß- und Radwege auf den zentralen Schulwegen sowie bedarfsgerechte Taktung der ÖPNV-Busse zu den Schulen.
Wir wollen weiterhin, dass das Schulverwaltungsamt und die städtische Jugendverkehrsschule mit interessierten Schulen Projekte für altersgerechte sichere und selbständige Bewältigung von Schulwegen planen und durchführen. Grundschulen: Im Mittelpunkt stehen das Schulwegtraining zu Fuß oder Roller und die Radfahrausbildung. Jahrgangsstufen 5 – 10: Schwerpunkte bilden die Mobilitätserziehung in den Bereichen Radverkehr und ÖPNV.
Digitalisierung der Schulen
Bündnis 90/Die Grünen wollen in den Gießener Schulen eine zeitgemäße und zukunftsorientierten Digitalisierung mit sozialer und barrierefreier Akzentuierung realisieren. Gerade durch die Corona-Pandemie wurde die Bedeutung des digitalen Lernens besonders deutlich und erfahrbar.
Die Stadtverordnetenversammlung hat 2018 einen „Medienentwicklungsplan für die Schulen in Trägerschaft der Stadt Gießen (2019 bis 2023)“ verabschiedet. Dieser bietet unserer Meinung nach einen ausgezeichneten Rahmen für die Realisierung einer zukunftsorientierten Digitalisierung der Schulen in den nächsten Jahren. Auf der Grundlage des Förderprogramms „DigitalPakt Schule 2019 – 2024“ sowie dem „Hessischen Digitalpakt-Schule-Gesetz zur Förderung der digitalen kommunalen Bildungsinfrastruktur an hessischen Schulen“ hat die Stadtverordnetenversammlung dann einen Umsetzungsbeschluss verabschiedet, der Fördermittel von mehr als 9 Mio. Euro zur Finanzierung der Maßnahmen sichert und damit den Großteil der im „Medienentwicklungsplan“ veranschlagten Kosten von 11,3 Mio. abdeckt.
Zur Umsetzung der Maßnahmen der Stadt Gießen sind nach Auffassung von Bündnis 90/Die Grünen abgestimmtes Handel und Kooperation notwendig. Wir begrüßen die Einrichtung einer Steuergruppe mit Vertreter*innen der verschiedenen Schulformen, des Staatlichen Schulamts sowie der Amtsleitung und der Koordination „IT an Schulen“ des Schulverwaltungsamtes.
Für uns sind bei der Digitalisierung der Gießener Schulen folgende Gesichtspunkte leitend:
- Wir wollen, dass unsere Schüler*innen auch in Sachen IT auf der Höhe der Zeit ausgebildet werden. Dafür wollen wir in der kommenden Wahlperiode den Schulen eine passgenaue IT-Ausstattung und Organisationsstrukturen für Wartung und Support bereitstellen. Der Medienentwicklungsplan ist entsprechend fortzuschreiben.
- Schulen brauchen lernförderliche IT-Infrastrukturen für Lernende und Lehrende, weg vom Computerraum oder vereinzelten Rechnern in den Klassen und Fachräumen, hin zu Lernumgebungen mit mobilen, digitalen Lernarrangements. Daher ist es auch notwendig, dass die Lehrenden den neuen Lernumgebungen entsprechend ausgestattet sind.
- Die Schulen entscheiden im Rahmen der technischen und finanziellen Möglichkeiten auf der Grundlage ihres eigenen Medienbildungskonzepts selbst über ihre IT-Ausstattung. Die Gießen@Schule gGmbH, das Staatliches Schulamt und das Maus-Zentrum unterstützten die Konzeptentwicklung und deren Fortschreibung.
- Der IT-Support muss durch entsprechend qualifizierte Fachpersonal erfolgen und bei Problemen für Lernende und Lehrende schnell erreichbar sein. Wir werden unser Stellenkontingent als Schulträger für IT-Support weiter ausbauen und über den Hessischen Städtetag mit der Landesregierung über eine Verstärkung der finanziellen Förderung verhandeln.
- Wir wollen ein großzügiges Verleihsystem für Schüler*innen einrichten, die über keine digitalen Endgeräte verfügen. Der Verleih erfolgt über die einzelnen Schulen, weil sie Bedarfe am besten kennen.
- Wir wollen bei der IT-Ausstattung insbesondere auch den Bedürfnissen von Schüler*innen mit Behinderungen in Förderschulen und im inklusiven Unterricht gerecht werden.
Ganztagsangebote
Für Familien ist es sehr wichtig, dass sich nach der Ganztagsbetreuung in den Kitas ein ganztägiges Angebot auch in der Grundschule anschließt.
Ganztagsangebote ermöglichen in allen Schulstufen mehr Zeit für individuelle Förderung, Rhythmisierung des Unterrichts und die Entwicklung sozialer Beziehungen.
In dieser Wahlperiode ist es, auch durch entsprechende Programme des Landes, gelungen, für nahezu alle dreizehn Gießener Grundschulen Ganztagsangebote von 07:30 – 17:00 Uhr zu realisieren. Zwei Schulen arbeiten nach Profil 3, die meisten sind im Pakt für den Ganztag mit Betreuungsangeboten von 16:00 bis 17:00 Uhr. Zum Schuljahr 2020/21 sollen die letzten Lücken im Ganztagesangebot geschlossen werden.
Bündnis 90/Die Grünen wollen diese positive Entwicklung weiter fortsetzen, konsolidieren und absichern. Dabei werden wir uns dafür stark machen, dass auch die Betreuung von 16:00 bis 17:00 Uhr, die heute noch kostenpflichtig ist, zukünftig kostenfrei gestellt wird.
Im Bereich der Sekundarstufe I konnten wir in den letzten Jahren als Schulträger die Einrichtung von Ganztagsangeboten weiter fördern. Sowohl in unseren Gesamtschulen als auch in den Gymnasien der Stadt gibt es inzwischen Mittagessen und am Nachmittag Hausaufgabenbetreuung sowie vielfältige Arbeitsgemeinschaften und Wahlpflichtangebote. Diese reichen z.B. von Förderkursen, über Sport, Musik, Kunst, Darstellendes Spiel und Theater, Kochen/Ernährung, Schulgarten und Schulteich, Umwelt und Naturschutz, MINT-Fächer, Schüler*innenunternehmen und Fahrradwerkstatt bis hin zur Video- und Medienarbeit oder Graffiti.
Diese Nachmittagsangebote, die auch der Schärfung des jeweiligen Schulprofils dienen, wollen wir verstärkt auch durch die Zusammenarbeit der Schulen mit Sportvereinen, Musikschule, Theater, Künstler*innen und Kreativen etc. fördern und unterstützen. Dazu wollen wir eine zielgenaue Kooperation von Schulverwaltungsamt sowie der „Gießen@Schule gGmbH“ mit dem Staatlichem Schulamt erreichen.
Gesunde Schulverpflegung
Ein umfassender Ausbau der Ganztagsangebote erfordert ein breites Angebot an gesunder Schulverpflegung, die sich nach Auffassung von Bündnis 90/Die Grünen als Bestandteil der schulischen Gesundheitserziehung verstehen sollte.
Wir haben in den letzten Jahren im Rahmen des Ausbaus der Mensen an den Schulen erreicht, dass Essensangebote an allen Grundschulen und weiterführenden Schulen bereitstehen. In den Schulen der Stadt sind fast ausnahmslos regionale Caterer mit der Schulverpflegung beauftragt. Die Grundschulen werden überwiegend vom Caterer „Tischlein deck dich (ZAUG gGmbH)“ versorgt, die Grundschule Gießen-West hat eine eigene Produktionsküche mit Personal, an zwei Schulen kochen Schüler*innen für Schüler*innen. Die Auswahl der Caterer orientiert sich am Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Die Schwerpunktsetzungen bei der Schulverpflegung werden durch die Schulgemeinde getroffen, sie soll vom pädagogischen Konzept der Schule für gesunde Ernährung getragen werden.
Gesunde Schulverpflegung umfasst nach Auffassung von Bündnis 90/Die Grünen aber nicht nur das Mittagessen, sondern auch Frühstück und ausreichende Versorgung mit gesunden Getränken. Sie ist auch ein Beitrag zum sozialen Nachteilsausgleich, denn es kommen immer mehr Kinder in die Schule, die nicht gefrühstückt haben und keine Getränke von zu Hause mitbringen.
Wir wollen deshalb als Schulträger zukünftig mit dem „Essensausschuss für die Grundschulen“ und dem „Arbeitskreis Schulverpflegung für die weiterführenden Schulen“ diesen ganzheitlichen Ansatz gesunder Schulverpflegung verstärken. Durch entsprechende Ausstattungen wollen wir den Schulen stärker ermöglichen, im Rahmen des Unterrichts gesunde Mahlzeiten selbst herzustellen.Wir setzen uns dafür ein, dass das Schulessen aus regionalen, saisonalen und Bioprodukten besteht und wollen Schulen beratend unterstützen, die ihr Essensangebot stärker vegetarisch oder vegan ausbauen wollen.
Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Begleitung an Schulen
Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Begleitung an Schulen soll nach Auffassung von Bündnis 90/Die Grünen eine systematische und professionelle Verknüpfung von Schule und Jugendhilfe gewährleisten.
Auf diesem Weg wurden in Gießen in den letzten Jahren große Schritte getan: Bei der städtischen Gesellschaft Gießen@Schule sind jetzt 13 Sozialarbeiter*innen beschäftigt, die an drei Grundschulen (Käthe-Kollwitz-Schule, Pestalozzischule, Weiße Schule), vier weiterführenden Schulen (Alexander-von-Humboldt-Schule, Friedrich-Ebert-Schule, Ricarda-Huch-Schule, Gesamtschule Gießen-Ost) und einer Förderschule (Helmut-von-Bracken-Schule) arbeiten. Weiterhin sind an der Georg-Büchner-Schule und der Grundschule Gießen-West schon seit längerem jeweils eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter tätig.
Als Kernaufgaben der Schulsozialarbeit gelten Beratung und Einzelfallhilfe für Schüler*innen, Eltern/Familien und Lehrkräfte, sozialpädagogische Gruppenarbeit, Projekte und Arbeit mit Klassen, offene Angebote als freiwillige und niederschwellige Angebote sowie inner- und außerschulische Vernetzung und Kooperation.
Seit dem Schuljahr 2018/19 hat Hessen das Programm „unterrichtsbegleitende Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte (UBUS)“ aufgelegt. Daraus werden in Gießen bisher neun Grundschulen, drei weiterführende Schulen und die vier beruflichen Schulen mit je einer halben Stelle versorgt. Diese vom Land finanzierten Sozialpädagog*innen sind Teil der von Bündnis 90/Die Grünen angestrebten multiprofessionellen Teams an Schulen. Sie sollen in Abstimmung mit den Lehrkräften, der Schulsozialarbeit sowie den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe im Sinne des jeweiligen pädagogischen Konzepts der Schule handeln.
- Wir wollen in der kommenden Wahlperiode das Team der Sozialarbeiter*innen bei Gießen@Schule um mehrere Stellen aufstocken.
- Wir wollen in Kooperation von Staatlichem Schulamt, Schulverwaltungsamt und Gießen@Schule für die sozialpädagogischen Fachkräfte an Gießener Schulen, für Teilhabeassistent*innen im inklusiven Unterricht und die beteiligten Schulleitungen und Lehrkräfte kontinuierliche Fortbildungen zum Thema „Multiprofessionelle Teams“ einrichten.
Inklusion und sonderpädagogische Förderung
Bündnis 90/Die Grünen stehen seit Jahrzehnten dafür ein, dass Schüler*innen mit und ohne Behinderung gemeinsam zur Schule gehen können.
Seit 2012 sieht das Hessische Schulgesetz inklusive Beschulung als Regelform in der allgemeinen Schule vor, in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen sonderpädagogischen Beratungs- und Förderzentrum, ggf. unter Beteiligung einer Förderschule.
Bei der Umsetzung der Inklusion stehen wir vor der Herausforderung, dass die Veränderung unseres seit Jahrzehnten nicht inklusiven Schulsystems viel Zeit, Ressourcen und abgestimmtes Handeln von Schulen, Staatlichem Schulamt und Schulträger braucht. Deshalb begrüßen wir die Einrichtung von „inklusiven Schulbündnissen“ in denen wir als Schulträger die inklusive Schulentwicklung in Gießen vorantreiben wollen.
Unser Ziel für die kommende Wahlperiode sind multiprofessionelle Teams, in denen Lehrer*innen der allgemeinen Schule, Förderschulpädagog*innen, Sozialpädagog*innen und Teilhabeassistent*innen verlässlich und dauerhaft gemeinsam an der allgemeinen Schule arbeiten, sich abstimmen und gegenseitig unterstützen können. Das erfordert auch die Verankerung der Förderschullehrkräfte möglichst mit allen Stunden im Kollegium nur einer allgemeinen Schule. Dafür wollen wir uns als Schulträger in den inklusiven Schulbündnissen der Stadt stark machen.
Bündnis 90/Die Grünen halten am Wahlrecht der Eltern in Bezug auf den Förderort für ihr Kind – allgemeine Schule oder Förderschule – fest. Wir wollen in Gießen deshalb ein nachfrageorientiertes Angebot für die einzelnen Förderschwerpunkte bereithalten. Mit diesem Vorgehen folgen wir unserer Grundüberzeugung, dass Schulentwicklung nur mit den Schulgemeinden vor Ort gelingen kann.
Dieses Festhalten am Wahlrecht der Eltern bedeutet jedoch nicht, dass unsere beiden Förderschulen (Albert-Schweitzer-Schule und Helmut-von-Bracken-Schule) in ihrer jetzigen Gestalt bestehen bleiben sollen.
Wir verfolgen das Ziel, die Albert-Schweitzer-Schule zukünftig nur als eigenständiges Beratungs- und Förderzentrum zu führen („Schule ohne Schüler“). Die Helmut-von-Bracken-Schule, mit den Förderschwerpunkten „Sprache“, „emotional-soziale Entwicklung“ und „Kranke“, soll zukünftig auch den Förderschwerpunkt „Lernen“ anbieten und weiterhin ebenfalls als regionales Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) arbeiten.
Zur Stärkung des Gedankens der multiprofessionellen Teams im inklusiven Unterricht sehen wir auch bei der Organisation der Teilhabeassistent*innen Handlungsbedarf. Durch Rahmenvereinbarungen mit den zuständigen Jugendämtern wollen wir eine bessere Versorgung und Vernetzung aus einem Guss erreichen sowie für eine bessere Qualifizierung der Teilhabeassistent*innen sorgen.
Übergang Kindertagesstätte – Grundschule
Den Übergang von der Kita in die Grundschule wollen wir auf der Basis des „Bildungs- und Erziehungsplans 0 – 10“ weiter verbessern.
Bei der Gestaltung des Übergangs von der Kita zur Grundschule ist Gießen bereits jetzt vorbildlich. Es arbeiten seit einigen Jahren mehrere Tandems aus Schulen und Kitas an der Gestaltung des Übergangs, weitere Kitas und Grundschulen sind auf dem Weg zur Tandembildung und gemeinsamen Fortbildungen.
Eine weitere Bereicherung der Kooperation von Kitas und Grundschulen in Gießen ist die Teilnahme der sonderpädagogischen Beratungszentren an den gemeinsamen Fortbildungen der Tandems. Hierdurch können Fragen der Inklusion beim Übergang in die Schule fachlich begleitet und gemeinsam beraten werden.
Diese für Kinder, Eltern und Pädagog*innen wichtige und pädagogisch wertvolle Arbeit werden wir weiterhin fördern.
Grundschulen
Unsere Schwerpunkte in der kommenden Wahlperiode:
- Alle Grundschulen arbeiten im Ganztagsbetrieb zuverlässig und kostenfrei von 07:30 bis 17:00 Uhr.
- Wir werden Grundschulen unterstützen, die sich zu pädagogisch selbständigen Schulen (PSES) umwandeln wollen.
- Wir werden Grundschulen stärken und unterstützen, wenn sie nach Profil 3 als gebundene Ganztagsschule arbeiten wollen.
- Insbesondere wollen wir Grundschulen fördern, die ein inklusive Schulprogramm entwickeln
- Wir wollen das Modell der „Familienklassen“ weiter ausbauen und weitere Angebote zur Unterstützung von Familien auch an Grundschulen initiieren. In diesem Zusammenhang wollen wir ihnen auch die Möglichkeit eröffnen, sich zu Familienzentren zu entwickeln, wie sie an den Gießener Kitas schon vorbildlich bestehen.
- Alle Grundschulen werden digital ausgestattet. Der konkrete Bedarf einschließlich Hard- und Softwareausstattung wird mit Beteiligung der Eltern ermittelt und festgelegt. Wir werden gemeinsame Fortbildung von Lehrkräften, sozialpädagogischen Mitarbeiter*innen und Eltern zum digitalen Lernen in der Grundschule als Kooperationsveranstaltungen von Schulverwaltungsamt und Staatlichem Schulamt auf den Weg bringen.
- Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen werden möglichst im Sinne „Pädagogischer Architektur“ gestaltet. Vorrangige Bedarfe: Energetische Sanierung, Barrierefreiheit, Erweiterung der Räumlichkeiten Renovierung, Ausbau oder Neubau von Mensen, Neugestaltung der Außen- und Aufenthaltsbereiche.
Weiterführende Schulen
Unsere Schwerpunkte in der kommenden Wahlperiode:
- Qualifizierte Ausstattung aller Schulen mit digitalen Plattformen und flexiblen digitalen Lernangeboten unter Beteiligung der Schulgemeinden. Fortbildungsangebote für Lehrkräfte durch regionale Lehrer*innenfortbildung und M@AUS Regionales Medienzentrum Gießen-Vogelsberg
- Ausbau eines vielfältigen Ganztagsangebots weiter vorantreiben, die Einführung von Profil 3 unterstützen.
- Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung wird mit Staatlichem Schulamt und den beiden Kooperativen Gesamtschulen erörtert, ob und wie sie sich zu Integrativen Gesamtschulen weiter entwickeln können. Die Mittelstufenschule wird an diesem Schulentwicklungsprozess beteiligt.
- Wir werden Schulen unterstützen, die sich zu pädagogisch selbständigen Schulen (PSES) weiter entwickeln wollen. Oberstufen und Kooperative Gesamtschulen können sich wegen landesrechtlicher Vorgaben nicht zu PSES umwandeln.
- Insbesondere wollen wir auch weiterführende Schulen fördern, die ein inklusives Schulprogramm entwickeln.
- Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen werden im Sinne „Pädagogischer Architektur“ gestaltet. Vorrangige Bedarfe: Energetische Sanierung, Barrierefreiheit herstellen, mehr Schüler*innenlabors für selbständiges Forschen und Arbeiten, Aufenthalts-, Rückzugs- und Selbstlernbereiche ausweiten, Renovierung, Ausbau oder Neubau von Mensen,Hallenkapazitäten für Sportunterricht ausweiten bzw. Neubau Sporthalle.
Berufliche Schulen
Unsere Schwerpunkte in der kommenden Wahlperiode:
- Wir werden die besonderen Anforderungen der Digitalisierung im Sinne einer beruflichen Bildung 4.0 durch entsprechende Ausstattung der Schulen nach Maßgabe der spezifischen schulischen Konzepte umsetzen.
- Wir werden den Ausbau inklusiver Bildung an beruflichen Schulen besonders fördern.
- Wir werden die Einbeziehung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik in die beruflichen Schulen ausbauen, fördern und unterstützen.
- Wir werden die Bildung von multiprofessionellen Teams von Lehrkräften, Sozialarbeit und Sozialpädagogik fördern und für diese kontinuierliche Fortbildungen zum Thema „multiprofessionelle Teams“ einrichten (→Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Begleitung in Schulen).
- Sanierungs- Renovierungsmaßnahmen werden im Sinne „Pädagogischer Architektur“ gestaltet. Vorrangige Bedarfe: Energetische Sanierung, Barrierefreiheit herstellen, Außen- und Aufenthaltsbereichen neugestalten, Labor und arbeitstechnische Räume sanieren, Hallenkapazitäten für den Sportunterricht ausweiten.
Jugendbildungswerk, Musikschule, Volkshochschule
Diese städtischen Institutionen stehen in besonderer Weise für die Verbindung von Bildung und Kultur. Wir wollen die gute Arbeit und die Qualität ihrer Angebote weiter fördernd begleiten und insbesondere Kooperationsvorhaben unterstützen.
Das Jugendbildungswerk in der Trägerschaft der Stadt ist offen für junge Menschen von 12 bis 27. Seine Angebote erfordern und ermöglichen vielfältige Kooperationen mit Gießener Schulen und anderen Institutionen. Wir wollen den seit Jahren erfolgreichen Bildungsurlaub Israel und der Frieden im Nahen Osten mit Aufenthalt in Israel fortführen und möglichst ausweiten. Weitere wichtige Angebote wie z.B. Grundausbildung von Mitarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendarbeit (Jugendleitercard – JULEICA), Digitale Kompetenz, Gewaltprävention und Deeskalationstraining, Café Queer, Sexuelle Vielfalt, „Willkommen in Gießen“ – InteA-Alltagskompetenztraining, „Mitreden – mitmachen – mitbestimmen“ Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Stadt Gießen, wollen wir weiter unterstützen und fördern.
Das Jugend- und Kulturzentrum Jokus muss in der nächsten Wahlperiode energetisch saniert werden, Barrierefreiheit ist weiter herzustellen. Die digitale Ausstattung werden wir bedarfsgerecht ausbauen.
Die Musikschule wird seit 2001 von der Stadt Gießen getragen. Sie erfreut sich reger Nachfrage. 2020: 1457 Schüler*innen bei 73 Lehrkräften.
Für uns GRÜNE ist die Musikschule Bestandteil der kommunalen kulturellen Grundversorgung und trägt mit ihrer musikpädagogischen Qualität zur Bereicherung des kulturellen Lebens in unserer Stadt bei. Die Schule macht Angebote für alle Altersstufen und Stilrichtungen: von der musikalischen Früherziehung, über Chöre, Bands/Ensembles, Gesang, Tasten-, Streich- und Blasinstrumente, Gitarre, Bass und Schlagzeug bis zu speziellen, vertiefenden Angeboten reicht ihr Programm. Ein eigenes Tonstudio ermöglicht intensive Beschäftigung mit der eigenen musikalischen Praxis und Präsentation eigener musikalischer Aktivitäten.
Die Musikschule kooperiert mit elf Kitas, vier Grundschulen, einer integrierten Gesamtschule und einem Gymnasium sowie einer Förderschule. Wichtige Kooperationspartner*innen sind weiterhin der Seniorenchor sowie in besonderer Weise das Stadttheater. Die Schule ist sowohl wichtiger Bestandteil für qualifizierte musikalische Erziehung und Bildung als auch eine Bereicherung für die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt.
Wir werden in der kommenden Wahlperiode den Bestand der Musikschule sichern und ihr Angebot weiter ausbauen (→Kinder haben ein Recht auf Kultur und Künste). In diesem Rahmen werden wir Sanierungen, IT-Ausstattung u.a. bedarfsgerecht vornehmen.
Die Volkshochschule der Universitätsstadt Gießen feierte 2019 ihr 100jähriges Bestehen. Bündnis 90/Die Grünen sind der reformpädagogischen, demokratischen Tradition der Volkshochschulen verbunden. Wir halten Erwachsenenbildung für ein breites Bevölkerungsspektrum, das die Volkshochschule bereitstellt, für eine wichtige kommunale Aufgabe. Bildung bedeutet für uns auch lebenslanges Lernen.
Die Programmbereiche Politik, Gesellschaft, Umwelt, Kultur und Gestalten, Gesundheit, Beruf, EDV, Sprachen, Deutsch und Integration bieten ein breites, teilnehmer*innenorientiertes und preisgünstiges Fort- und Weiterbildungsangebot für alle Gießener*innen in Wohnortnähe. Die Volkshochschule hat die an sie gestellten gesteigerten Anforderungen durch den Zuzug von vielen Geflüchteten und Migrant*innen in unsere Stadt mit einem deutlich gesteigerten Angebot an Integrations- und Sprachkursen sehr gut bewältigt. Das gewachsene Interesse und die Nachfrage nach Themen zu Natur und Ökologie, regionale Geschichte und Kultur haben einen angemessenen Platz im Programm gefunden.
Mit neuer Leitung und anderen personellen Neuerungen konnte die Qualität und das eigenständige Profil der Volkshochschule geschärft werden. Mit der Volkshochschule des Landkreises Gießen sollen durch vielfältige Kooperationen Doppelungen beim Angebot vermieden und auf Ressourceneffizienz geachtet werden. Das vorhandene Raumnutzungskonzept der VHS wollen wir fortschreiben und bedarfsgerecht weiterentwickeln. Das Gebäude und die Räumlichkeiten in der Fröbelstraße werden energetisch saniert, vollständige Barrierefreiheit wird hergestellt. Die digitale Ausstattung wird bedarfsgerecht auf neuen Stand gebracht.