Verkehrswende in Gießen
Den Verkehrsraum neu aufteilen!
Wir wollen in 2035 in einer klimaneutralen Stadt leben. Das wird ohne eine radikale Verkehrswende nicht möglich sein. Das bedeutet: Verkehr muss vermieden, verändert und mit nicht fossiler Energie betrieben werden. Es bedeutet aber auch: Mehr Platz für alle, bessere Luft und eine leisere Stadt, in der Leben und Arbeiten, Studieren und Einkaufen mehr Spaß macht.
Was sind unsere wichtigsten Forderungen:
- Rad- und Fußverkehr muss bei allen verkehrspolitischen Maßnahmen die absolute Priorität haben
- Eine autofreie Innenstadt innerhalb des Anlagenrings
- ÖPNV stärken: Takt im Stadtbusverkehr verdoppeln, Bahnen und Busse in das Umland mindestens im 30 Minuten Takt, mehr Haltestellen der regionalen Schienenverkehrsverbindungen
- Füßgänger*innen dürfen nicht gegen Radfahrer*innen ausgespielt werden. Daher sind wir gegen gemeinsame Geh-Radwege und für die konsequente Verfolgung des verbotenen Parkens auf Gehwegen.
- Verringerung und Bewirtschaftung von Parkflächen in der Stadt
Wir wollen erreichen, dass die Bürger*innen bis 2035 in einer klimaneutralen Stadt leben. Daher müssen wir in der Stadt Gießen die Weichen hin zu einer nachhaltigen Verkehrswende stellen. Das bedeutet: Der motorisierte Individualverkehr muss vermieden, verändert und mit nicht fossiler Energie betrieben werden.
Mehr Platz für alle, bessere Luft und eine leisere Stadt, in der Leben und Arbeiten, Studieren und Einkaufen mehr Freude machen und Lebensqualität bringen, das ist unsere Vision.
Dazu muss sich unser Verkehr verändern: Innerhalb der Stadt brauchen wir eine klare Vorfahrt für Fuß- und Radverkehr sowie für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die vorhandenen Verkehrsflächen müssen für diese Verkehrsarten erweitert und für das Auto reduziert werden. Der Rad- und Fußverkehr müssen absolute Priorität bei allen verkehrspolitischen Maßnahmen haben, der motorisierte Individualverkehr muss verringert werden.
Verkehrsplanung in Gießen
Die Verkehrsplanung in Gießen hat viele Bedürfnisse zu berücksichtigen:
- das Bedürfnis der Gießener Bürgerinnen und Bürger nach einer guten innerstädtischen Beweglichkeit (Mobilität). Das bedeutet, Schulen, Hochschulen, Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Veranstaltungen sowie Ämter müssen gut erreicht werden können.
- die hohe Zahl an Menschen, die von und nach Gießen zum Arbeiten, Studieren oder Einkaufen ein- und auspendeln, und die dafür nicht allzu lange sowie bequem unterwegs sein wollen.
- das Bedürfnis der Stadtbevölkerung, in ihrer Stadt ohne Belästigung oder Gefährdung durch Lärm und Schadstoffe zu wohnen und unterwegs sein zu können.
Diese Punkte wollen wir in der Stadtplanung weiterhin mit einbeziehen.
Raum für Fußgänger*innen
Zu Fuß gehen und Radfahren sind immer noch die umweltfreundlichsten Fortbewegungsarten, weil sie praktisch vollständig ohne zusätzliche Ressourcen auskommen. Wir wollen Fußgänger*innen die Wege erleichtern, indem diese sicherer und benutzerfreundlich gestaltet sind. Wir möchten mehr innerstädtischen Raum zum Spielen, Bewegen, für Begegnung und Kommunikation.
Dazu zählt, dass wir Fußgängerinnen und Fußgänger nicht gegen den Radverkehr ausspielen wollen.
Daher wollen wir:
- den gesamten Platz auf den Gehwegen: Platz für Rollstühle, Rollatoren und zum Nebeneinandergehen
- konsequent gegen das verbotene Parken auf Gehwegen vorgehen und auch gemeinsame Geh-Radwege in der Stadt durch Aufheben der Benutzungspflicht vom Radverkehr entlasten.
- eine Stadt der kurzen Wege mit dezentraler Infrastruktur, hoher Barrierefreiheit, mit häufigeren sowie längeren Grünphasen für Fußgänger*innen und an Kreuzungen keinen Neubau von Gehwegen unter 2,50 m Breite
- eine städtebauliche Aufwertung des Brandplatzes hin zu einem Platz, der zum Verweilen und sich miteinander Treffen einlädt
- eine dauerhafte Brücke für die Wieseck-Mündung
- die konsequente Einhaltung des Leitfadens „unbehinderte Mobilität“
- mehr sichere Stellen zum Queren der Straßen
- Leitstreifen für Sehbehinderte und Blinde an allen Plätzen, Querungen und Kreuzungen.
- Vorrang für querende Fußgängerinnen und Fußgänger am Uni-Campus in der Rathenaustraße
- die Unterführung zu den Gleisen am Bahnhof in Richtung Lahnstraße verlängern.
- eine barrierefreie und gut beleuchtete Unterführung zwischen Bahnhof- und Sieboldstraße.
- Eine autofreie Innenstadt innerhalb des Anlagenrings.
Freie Fahrt für Radfahrer*innen
Unser Ziel ist, eine gute und leistungsfähige Radinfrastruktur in den nächsten 10 Jahren zu schaffen, auf der sich auch besonders schutzbedürftige Personengruppen wie Kinder und ältere Menschen sicher bewegen können.
In Gießen besitzt jeder Haushalt durchschnittlich 2,4 Fahrräder. Tausende fahren mit dem Fahrrad täglich durch die Stadt. Das ist für die Radler gesund, für die Mitmenschen umweltfreundlich, in Corona-Zeiten besonders sicher und insgesamt vor allem in den Städten ein großer Gewinn an Lebensqualität. Wo Fahrräder unterwegs sind, gibt es mehr Platz und weniger Abgase.
Durch den Boom der Elektro- und Lastenfahrräder ist mit einer weiteren Zunahme und Beschleunigung des Radverkehrs zu rechnen. Das Rad erschließt sich neue Nutzergruppen; hierauf wollen wir in der Verkehrsplanung reagieren.
Wir wollen daher
- die zweite Spur auf dem Anlagenring nur für den Radverkehr bereitstellen (evtl. zusammen mit Busverkehr).
- gute und gepflegte Radwegeverbindungen in das Umland, z.B. mit Fahrradschnellwegen ausbauen.
- Ost-West-Querungsmöglichkeiten der Fußgängerzone.
- den weiteren Ausbau der Radrouten laut Radverkehrsentwicklungsplan, zum Beispiel an der Grünberger Straße/Ludwigsplatz, den restlichen Aulweg/Leihgesterner Weg, die Gabelsberger Straße und die Heuchelheimer Straße über die Konrad-Adenauer-Brücke).
- Radwege entlang der kompletten Ludwigstraße.
- keine gemeinsamen Rad-/Gehwege innerorts.
- mehr vorgezogene Aufstellmöglichkeiten für Radfahrende an den großen Kreuzungen, bessere Führung an Knotenpunkten.
- den Grünpfeil für Radfahrer an allen geeigneten Kreuzungen/Einmündungen.
- einen weiteren massiver Ausbau der Fahrradabstellplätze. Zum Beispiel an Schulen, am Bahnhof und an zentralen Bus-Haltestellen. Zudem wollen wir eine bessere Qualität der Anlagen bei privaten Bauherrenerreichen und spezielle Abstellanlagen für Radtouristinnen und -touristen mit Gepäck und Kinderanhänger in zentralen städtischen Lagen.
- Vorfahrtsänderungen zugunsten des Radverkehrs, wo dieser dominiert, z. B. am Bahndamm-Durchstich und Altenfeldsweg/Alfred-Bock-Straße.
- die Sanierung der Strecke zwischen Schwarzacker und Brandweg/Klein-Linden.
- die Ertüchtigung des Radwegs Heuchelheimer Straße als einer der wichtigsten Pendlerstrecken aus dem Kreis.
- die Verbindung vom Studentenwohnheim in der Grünberger Straße zum Philosophikum verbessern.
- Stellplatzabgabe, alternativ als monatliche Abgabe, für den Radverkehr oder den ÖPNV verwenden.
- mehr Platz für Kinderwagen, Fahrradmitnahme und Fahrzeuge für Menschen mit Behinderung im ÖPNV.
- Fahrradkurse für Menschen, die das Radfahren nicht als Kind lernen konnten, insbesondere für Flüchtlinge unterstützen.
- Abstellanlagen für Kinderanhänger und Tretroller an Kitas.
- Lastenräder in der Stadt mehr fördern, dazu gehören
- mehr Abstellmöglichkeiten für Lastenräder in der Innenstadt.
- die Förderung eines Leihsystems für Lastenräder.
- die Überprüfung der Radwegebenutzungspflichten vor allem an gefährlichen Strecken, z. B. Frankfurter Straße in Klein-Linden und Rodheimer Straße.
- das Fahrradleihsystem in Zusammenarbeit mit der Universität weiter ausbauen.
- weitere Einrichtungen und den Ausbau von Fahrradstraßen hin zu einem zusammenhängenden Fahrradstraßennetz.
- die Umwidmung der Philosophenstraße zur Fahrradstraße.
- Lademöglichkeiten für E-Fahrräder in der Innenstadt, am Lahnradweg sowie an den Bürgerhäusern.
- Eine autofreie Innenstadt innerhalb des Anlagenrings.
Gute Anbindung mit Bus und Bahn (ÖPNV)
Wenn wir unsere Stadt lebenswerter machen wollen, müssen wir den ÖPNV stärken, Busse sowie die Bahnverbindungenattraktiver machen und mehr Menschen den Einstieg in den öffentlichen Verkehr ermöglichen.
Was wir wollen:
- den Takt im Stadtbusverkehr verdoppeln (10 Minuten-Takt in der Innenstadt, 20 Minuten-Takt in die Stadtteile).
- Bahnen und Busse werktags in das Umland mindestens halbstündig fahren lassen.
- Alle Stadtteile mit schnellen Verbindungen ins Zentrum anbinden.
- die regionale Schienenverkehrsverbindung in das Umland mit städtischen Haltepunkten verstärken (Regio-S-Bahn).
- die Möglichkeit einer Regio-Tram entlang der Grünberger Straße über den Berliner Platz (wie die derzeitige Buslinie 1), Richtung Marktplatz bis zur Frankfurter Straße (wie die derzeitige Buslinie 5) innerhalb des Verkehrsentwicklungsplans prüfen.
- Schnellbusverbindungen in das Umland mit Anbindung von „Park and Ride“ -Parkplätzen in der Region.
- den Ausbau der Eisenbahnstrecke in Richtung Frankfurt ab Gießen.
- eine verbesserte Anbindung der Studentenwohnheime und der Verbindung Bahnhof-Philosophikum.
- Nachtzüge nach Frankfurt und Marburg an den Wochenenden mit einem Nachtbusanschluss.
- die tägliche Ausdehnung des Abendverkehrs der Stadt- und Umlandbusse um eine Stunde, um auch die späten Züge aus Richtung Frankfurt, Kassel und Siegen anzubinden.
- die frühzeitige Anbindung von neuen Wohn-und Gewerbegebieten.
- weitere elektronische Anzeigetafeln an Haltestellen, die zeigen, wann der nächste Bus kommt.
- Systemanschlüsse auch für Menschen mit Behinderung sicherstellen, z.B. abends am Berliner Platz.
- barrierefreie Einstiege in Busse und Bahnen an allen Haltestellen ermöglichen.
- einen zentralen, modernen Fernbusbahnhof an der Lahnseite des Bahnhofs.
- Vorrangschaltungen für die Stadtbusse ausweiten.
- eine kostenfreie Monatskarte für Menschen, die neu nach Gießen ziehen.
- die Elektrifizierung der Stadtbusse durch Oberleitungssystem mit/oder Akkubetrieb.
Sanfter und sauberer motorisierter Individualverkehr
Der motorisierte Individualverkehr soll fließen, nicht stehen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind für intelligente Ampelschaltungen (ohne Behinderung der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer) und Verkehrsleitsysteme. Ein gleichmäßiger Fluss bei Tempo 30 ist wirtschaftlicher, leiser und sauberer als Stop-and-Go bei Tempo 50.
Was wir wollen:
- die Ausweitung der Infrastruktur für Elektromobilität
- entsprechende Anpassung der Stellplatzsatzung
- Förderung innovativer Ansätze wie Laden an Laternenmasten
- Lärmschutz durch Flüsterasphalt auf den umgebenden Autobahnen und Schnellstraßen von Gießen.
- den Bau von Kreisverkehren an Knotenpunkten bei Neubau/Neugestaltung von Straßen unter Beachtung der Interessen von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahrenden.
- verstärktes Anwohnerparken in den Wohnquartieren sowie eine konsequente Parkraumbewirtschaftung.
- die Stellplatzsatzung so ändern, dass weniger Parkplätze in der Stadt entstehen.
- Kooperationen mit dem stationären Car-Sharing-System.
- die Bewirtschaftung der Parkplätze an Schulen und allen städtischen Liegenschaften.
- dass gegen Falschparkende konsequent vorgegangen wird.