Was wollen wir?
Wir wollen, das vielfältige, qualitätsvolle und lebendige kulturelle Angebot in Gießen erhalten und Akteur*innen nach Kräften unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
- Unsere fünf wichtigsten Forderungen
- Kultur, Künste und Kreativität
- Kultur in Gießen
- Barrierefreie Kultur – Kultur ist für alle da
- Kultur gelingt nur zusammen
- Kultur und Künste brauchen Räume
- Ein neues Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns: Der Kulturgewerbehof in der Feuerwache
- Kunst- und Kulturförderung
- Stetige Weiterentwicklung des „Kulturellen Leitbildes“
- Denkmalschutz stärken
- Attraktives Nachtleben
- Liebigmuseum soll UNESCO Welterbe werden
- Kein Vergessen – Für eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur
- Starke Zukunft für die großen städtischen Kulturinstitutionen
- Kinder haben ein Recht auf Kultur und Künste
Unsere fünf wichtigsten Forderungen:
- Sichtbare und unsichtbare Barrieren abbauen, um allen Bürger*innen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen
- Schaffung eines Kulturbeirats, der alle kulturellen Angelegenheiten behandelt, die Kooperation zwischen Akteur*innen fördert und die Stadtverordnetenversammlung in diesen Belangen berät
- Schaffung eines Kulturgewerbehofs in der alten Feuerwache
- Benennung einer*s Nachtbürgermeister*in, die*der die Anliegen der Akteur*innen eines aktiven Nachtlebens in die Verwaltung trägt Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kultur erleichtern
Kultur, Künste und Kreativität
Für uns GRÜNE gehören Kultur und Künste zur öffentlichen Daseinsfürsorge. Wir verstehen ihre Förderung als kommunale Pflichtaufgabe.
Wir vertreten ein weites und dynamisches Verständnis von Kultur.
- Kultur ist frei.
- Kultur ist innovativ und vielfältig.
- Kultur fördert nachhaltige Entwicklungen.
- Kultur ist Teil der Demokratie.
- Kultur wirkt identitätsstiftend und erneuernd.
- Kultur baut Brücken.
- Kultur überwindet Grenzen.
- Kultur ist ein gemeinsames Gut.
- Kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht
- Kultur prägt die Identität und das Leben in unserer Stadt.
Kultur in Gießen
Das Kulturleben und das kulturelle Angebot sind in Gießen vielfältig, qualitätsvoll, lebendig, weltoffen und dynamisch. Es ist unser Ziel, die bestehende kulturelle Vielfalt zu erhalten und zu stärken sowie die kulturellen Akteur*innen weiterhin zu fördern.
Unsere Stadt hat beste Voraussetzungen für eine starke Kulturszene und Kreativwirtschaft. Diese beiden miteinander verbundenen Felder sind essenziell für Innovationsprozesse in allen Bereichen und Branchen. Wir sehen es als unsere kulturpolitische Aufgabe an, die Infrastruktur für eine Vernetzung von Kulturszene und Kreativwirtschaft zu schaffen und bereitzustellen.
Barrierefreie Kultur – Kultur ist für alle da
Unser Ziel ist es, allen Bürger*innen (sowie Gästen) den Zugang zu kulturellen Angeboten und kultureller Teilhabe zu ermöglichen. Dazu müssen sichtbare und unsichtbare Barrieren abgebaut werden. Wir wollen allen Menschen in dieser Stadt ermöglichen, am kulturellen Leben teilzunehmen und teilzuhaben, also aktiv mitzugestalten.
Veranstaltungsorte müssen barrierefrei erreichbar sein und das Recht auf Partizipation beim Zugang zu Künsten und Kultur umgesetzt werden. Kulturinitiativen und Vereinen wollen wir bei Umbaumaßnahmen zur Erreichung dieses Ziels finanziell unterstützen.
Kultur gelingt nur zusammen
Die Zusammenarbeit unter den Kulturinstitutionen, -vereinen, -gruppen und -akteur*innen ist ein Motor für die Kulturszene und führt zu einer größeren Sichtbarkeit des Kulturangebots in unserer Stadt.
Deshalb wollen wir Kooperationen der kulturellen Akteur*innen untereinander fördern und gemeinschaftliche Aktionen unterstützen. Dies gilt für etablierte Formate wie die GIENALE, die SERIALE, das RIVERTALE FESTIVAL und einige mehr, genauso wie für mögliche neue Veranstaltungen, etwa eine Gießener Museumsnacht. Neue Formate, die die Sichtbarkeit der Kunst- und Kulturszene erhöhen, sollen ausprobiert werden.
Wir begrüßen ausdrücklich den Vorschlag aus dem Kulturforum, einen selbständigen Kulturbeirat zu bilden, der alle Angelegenheiten, die die Kultur- und Kreativszene in Gießen betreffen, behandelt und die Stadtverordnetenversammlung sowie den Magistrat in diesen Belangen berät. Dazu wollen wir im Austausch mit den kulturellen Akteur*innen eine Satzung in der Stadtverordnetenversammlung auf den Weg bringen, in der die Aufgaben des Beirats, die Mitglieder u.a. näher geregelt werden.
Auch der Austausch zwischen kulturellen Akteur*innen der Kreativwirtschaft und anderen und der Stadtgesellschaft soll verstärkt werden. Insbesondere möchten wir das Kinder und Jugendliche noch stärker mit Kunst und Kultur in Berührung kommen und fördern die Zusammenarbeit von Schulen mit Künstler*innen.
Die Unverwechselbarkeit der Gießener Kulturlandschaft hat viel mit den künstlerischen Fachbereichen der Justus-Liebig-Universität zu tun. Das Diskursfestival, die Theatermaschine, das Literarische Zentrum Gießen (LZG) oder den Neuen Kunstverein würde es ohne die Universität nicht geben. Daher möchten wir Kooperationen im Kulturbereich zwischen der Stadt und den Hochschulen weiter intensivieren und stärken.
Die Raumstation 3539 leistet in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung und Vernetzung der freien Kunstszene. Diese Strukturen müssen gestärkt und verstetigt werden.
Kultur und Künste brauchen Räume
Das kulturelle Angebot in Gießen findet in großen Teilen auf kleinen Bühnen und Ausstellungsräumen statt. Wir unterstützen und fördern weiterhin das ZIBB, die Alte Kupferschmiede, das KiZ, das Mathematikum, die Sommerbühne im Botanischen Garten, den MuK, die Klosterruine auf dem Schiffenberg, das einmalige Gießkannenmuseum, das KIG, die Junge Bühne, den Kunstkiosk sowie weitere ständige und temporäre Kunst- und Kulturstätten als Orte der Begegnung, des kulturelle Genusses und der Auseinandersetzung mit Kultur und Künsten.
Besondere Bedeutung beim Raumangebot hat das Kulturrathaus mit dem Hermann-Levi-Konzertsaal. Das Kulturrathaus ist nicht nur der Sitz der Stadtverwaltung, sondern zentraler Ort der Begegnung in der Stadt. Wir wollen das Atrium und den Hermann-Levi-Saal für Konzerte, Veranstaltungen und Ausstellungen weiterentwickeln. Hierbei wollen wir auch die Öffnungszeiten ausweiten.
Die Stadt Gießen ist im letzten Jahrzehnt um mehr als 10.000 Einwohner*innen gewachsen. Die kulturelle Infrastruktur ist leider nicht entsprechend mitgewachsen. Bei der Raumsuche konkurrieren kulturelle Initiativen mit kommerziellen Interessen und dem wachsenden Wohnraumbedarf. Deshalb müssen von Seiten der Stadt Räume für kulturelle Nutzungen zur Verfügung gestellt werden, um dem Auftrag der kulturellen Daseinsvorsorge gerecht zu werden. Daher unterstützen wir die Entstehung neuer Kulturorte insbesondere in der Innenstadt und versuchen die bestehenden zu erhalten. Insbesondere im Bereich der Veranstaltungsräume fehlt in der Stadt ein zeitgemäßer Ort für 200 – 450 Besucher*innen. Wie wollen uns in der nächsten Wahlperiode für einen solchen Raum stark machen.
Ein neues Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns: Der Kulturgewerbehof in der Feuerwache
In der alten Feuerwehrwache in der Steinstraße wollen wir einen Kulturgewerbehof schaffen. Dort sollen Arbeitsräume für Darstellende Künstler*innen, Bildende Künstler*innen, Musiker*innen, Autor*innen, Start-Ups, Projektarbeiter*innen und andere Kreative entstehen, Dies ist eine wichtige Maßnahme gegen die oben beschriebene Raumknappheit.
Im Kulturgewerbehof sollen auch Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen und Ausstellungen stattfinden. Das ist wichtig, damit die vielfältige freie kreative Szene in Gießen zusätzliche Auftritts- und Ausstellungsmöglichkeiten bekommt und noch stärker als bisher öffentlich sichtbar werden kann. Nicht zuletzt soll der Kulturgewerbehof auch ein Ort des kreativen Miteinanders und der Vernetzung sein, an dem sich Nachbar*innen und Geschäftspartner*innen treffen können.
Kunst- und Kulturförderung
Von der Kulturförderung der Stadt Gießen soll ein möglichst großes und diverses Spektrum an Kulturschaffenden profitieren. Um dies zu gewährleisten wollen wir in der Kulturförderung die Kooperation von Kulturamt und Wirtschaftsförderung stärken und weiter ausbauen.
Enge Kooperation in der Verwaltung baut bürokratische Hürde ab und fördert Effizienz und Transparenz, z.B. bei der Erstellung von Förderanträgen usw. Institutionen, Projekte, Künstler*innen sollen bei der Digitalisierung unterstützt werden und entsprechende Angebote zur Weiterbildung geschaffen werden.
Wir wollen im städtischen Haushalt die finanzielle Förderung von Kunst und Kultur im Rahmen der Möglichkeiten erhöhen und verstetigen. Insbesondere die freie Szene soll eine spürbare Erhöhung finanzieller Unterstützung bekommen.
Stetige Weiterentwicklung des „Kulturellen Leitbildes“
Das kulturelle Leitbild der Universitätsstadt Gießen ist ein wichtiger Baustein der hiesigen Kulturpolitik. Gemeinsam mit Künstler*innen, mit Kulturschaffenden sowie Kunst- und Kulturinitiativen wollen wir das Leitbild stets lebendig und aktuell halten.
Denkmalschutz stärken
An ihren Gebäuden kann man viel vom Charakter und der Geschichte einer Stadt ablesen. Gebäude prägen die Stadt. Deshalb wollen wir architektonisch, historisch und technisch bedeutende Gebäude und Ensembles für die Zukunft erhalten. Für ökologisch notwendige Sanierungen und Ergänzungen (z.B. Photovoltaik) sind adäquate Lösungen zu suchen.
Attraktives Nachtleben
Gießen ist die jüngste Stadt in Hessen und hat die höchste Studierendenzahl im Verhältnis zur Bevölkerung. Mit den jungen Menschen kommt auch eine reiche Ausgehkultur in die Stadt. Ein*e in der Szene verankerte*r Nachtbürgermeister*in soll das Nachtleben in Gießen noch attraktiver machen und als Vermittler*in zwischen den Akteur*innen eines aktiven Nachtlebens und der Verwaltung aufzeigen, wo Verbesserung gewünscht werden.
Als Ansprechpartner*in für die Partyszene, für Clubbetreiber*innen, für Anwohner*innen und Kulturschaffende soll der/die Nachtbürgermeister*in auch Konflikte entschärfen und vermittelnd tätig werden können. Gleichzeitig soll sich die Stadt bemühen, ein attraktives Nachtleben in zentrumsnahen Bereichen zu erhalten und zu stärken und ein Abwandern an die Stadtränder zu verhindern. Dies soll u.a. dadurch erreicht werden, dass das Vergnügungsstättenkonzept auf kuratierte Musikclubs keine Anwendung mehr findet. Viele kulturelle Angebote, die Gießen besonders für junge Leute so attraktiv machen, entspringen privaten Initiativen und werden ehrenamtlich sowie nichtkommerziell organisiert. Für viele Gießener*innen sind besonders Partys unter freiem Himmel und in der Natur besondere Highlights im stressigen Alltag. Um diese in einem legalen Rahmen zu ermöglichen, möchten wir Spontanpartys an festgelegten Orten erlauben und ggf. in einer Satzung regeln. Dabei muss selbstverständlich der Naturschutz, die Sicherheit, sowie die Interessen von in der Nähe wohnenden Menschen beachtet werden.
Liebigmuseum soll UNESCO Welterbe werden
Die Bedeutung der Chemie für die Menschheitsgeschichte wird an keinem Ort so deutlich wie in Justus von Liebigs historisch erhaltener Forschungsstätte. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass das Liebigmuseum UNESCO Welterbe wird.
Kein Vergessen – Für eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur
Wir Grüne setzen uns für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte unserer Stadt ein, insbesondere für die Erinnerung an die Opfer von Faschismus und Rassismus. Wir unterstützen die Verlegung weiterer Stolpersteine gegen das Vergessen und prüfen zeitgemäße Denkmäler als Orte der Erinnerungskultur. Wir wollen in der nächsten Wahlperiode ausdrücklich Projekte der postkolonialen Erinnerungskultur unterstützen.
Starke Zukunft für die großen städtischen Kulturinstitutionen
Das Oberhessische Museum ist ein Ort, an dem die Stadtgesellschaft ins Gespräch kommt und Themen wie Geschichte und Identität verhandelt werden.
Das Oberhessische Museum hat sich in den letzten Jahren unter GRÜNER Regierungsbeteiligung sehr positiv entwickelt: eine neue Leiterin wurde eingestellt, die Sanierung der drei Häuser auf den Weg gebracht, die Neuordnung der Sammlung und ihre Präsentation in einer neuen Dauerausstellung wird vorbereitet. Diese Entwicklung muss weiter gehen. Dafür werden wir beim Budget und den Stellen für eine Verstetigung sorgen.
Ein Leuchtturm in der Gießener Kulturlandschaft und ein wichtiger Arbeitgeber ist seit über hundert Jahren das Stadttheater, das wir weiter fördern und unterstützen wollen. Wir halten daher weiter am Theatervertrag zwischen dem Land Hessen, dem Landkreis und der Universitätsstadt Gießen fest. Daher werden wir unseren Teil dazu beitragen, damit weiterhin Landesmittel für die Investition und den Ausbau abgerufen werden. Wir stehen dafür, dass unser Stadttheater ein Dreispartenhaus mit philharmonischem Orchester bleibt.
Wir unterstützen ausdrücklich das digitale Angebot der Stadtbibliothek und setzen uns für eine Ausweitung der Öffnungszeiten ein.
Wir wollen, dass Kunstausstellungen auf internationalem Niveau in Gießen einen festen Ort haben. Deshalb wollen wir die Kunsthalle Gießen weiter stärken und die Öffnungszeiten verlängern.
Kinder haben ein Recht auf Kultur und Künste
Kinder und Jugendlichen haben nach UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Teilnahme am kulturellem und künstlerischem Leben. Für uns Grüne ist das ein unverhandelbarer Kernpunkt unserer Kulturpolitik. Wir wollen Initiativen auf diesem Gebiet weiterhin fördern und unterstützen.
Wir wollen das Angebot der Musikschule ausweiten und so mehr Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Musik ermöglichen.
Die Unterstützung von Initiativen und Institutionen, die die Leseförderung von Kindern zum Ziel haben, sehen wir als einen wichtigen Baustein der kulturellen und auch gesellschaftlichen Teilhabe.
Wir möchten gemeinsam mit den vielen kleinen und großen Vereinen und Institutionen (z.B. Tinko-Theater, Stadttheater, Oberhessisches Museum) eine Gesamtstrategie kulturelle Teilhabe für Kinder und Jugendliche auf den Weg bringen, die das Ziel hat, dass jedes Kind in Gießen nicht nur an kulturellen Angeboten teilnehmen, sondern sich auch aktiv in das kulturelle Leben einbringen kann.
Für uns ist das nicht nur eine Investition in Bildung und Kreativität einzelner Personen, sondern darüber hinaus in eine friedliche offene Gesellschaft.