Solidaritätskundgebung am 05.03.2022

Foto*: Stadtverordnetenvorsteher Joachim Grußdorf begrüßt den Ehrengast Herrn Vadym Kostiuk, Generalkonsul der Ukraine.

Rede von Joachim Grußdorf – Stadtverordnetenvorsteher der Universitätsstadt Gießen

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Bitte begrüßen Sie mit mir ganz herzlich unseren heutigen Ehrengast, den Generalkonsul der Ukraine, Herrn Vadym Kostiuk.

Danke, Herr Generalkonsul, dass Sie trotz Ihres enormen Termindrucks, zu unserer Kundgebung gekommen sind.

Herr Generalkonsul, Gießen heißt Sie von ganzem Herzen willkommen! Unsere Stadt und ihre demokratisch gewählten Repräsentanten in der Stadtverordnetenversammlung und im Magistrat stehen fest an Ihrer Seite, an der Seite des tapferen ukrainischen Volkes, das so viel Leid, Not und Tod durch den verbrecherischen Angriffskriegs Putins erleiden muss.

Mich bewegen seit dem 24. Februar zutiefst die schrecklichen Nachrichten und Bilder aus Kiew, Charkiw, Mariupol, Cherson sowie anderen Städten und Gebieten der Ukraine, Bilder von Kindern und ihren Müttern in den U-Bahn-Schächten, die um ihr Leben bangen. Und ich trauere, wie wir alle, um die inzwischen wohl mehr als 2000 unschuldige, zivile Opfer, auch Kinder und ihre Mütter.

Und die Schreckensnachrichten nehmen täglich zu. In der Nacht zum gestrigen Freitag erreichte uns die Meldung, dass die russische Armee das größte Kernkraftwerk Europas Saporischschja unter Beschuss genommen hat. Die atomare Katastrophe von Tschernobyl 1986 ist vielen von uns noch als Horror sehr gut in Erinnerung. Wir wissen, welche schreckliche Gefahr das für die Ukraine und ganz Europa, einschließlich Russland, bedeutet.

Ich freue mich, dass heute auch Gerhard Keller vom Arbeitskreis Leben nach Tschernobyl zu uns sprechen wird. Er hat seit Jahrzehnten Unterstützung für die betroffenen Menschen in der Ukraine organisiert.

Ja die Welt ist seit dem 24. Februar 2022 Jahres eine andere geworden durch Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.

Dieser Krieg, der die Charta der Vereinten Nationen mit Füßen tritt, wurde deshalb auch am Mittwoch von der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit überwältigender Mehrheit verurteilt. Nur fünf von 181 Staaten haben dagegen gestimmt, Russland, Belarus, Nordkorea, Syrien und Eritrea. Welche Schande für Putin! Und was für schändliche Kumpanen!

Aber ich will es auch deutlich sagen: Das ist nicht ein Krieg der russischen Bevölkerung gegen das Brudervolk der Ukraine, sondern der Krieg einer verantwortungslosen Clique im Kreml.

Mit Bewunderung und Hochachtung sehe ich Bilder von mutigen russischen Bürgerinnen und Bürger, die entschlossen gegen Putins Krieg demonstrieren. Sie lassen sich nicht durch die Repressionen des Regimes einschüchtern und fallen nicht auf dessen Propagandalügen herein.

7000 russische Wissenschaftler haben sich am Donnerstag mit klaren Worten gegen den Krieg gewendet und betont, dass der Krieg, und ich zitiere, „zum totalen Niedergang unseres Landes führen“ wird.

Diesen mutigen russischen Bürgerinnen und Bürgern rufe ich zu: Wir stehen an eurer Seite. Wir wissen, dass Putins Krieg auch Russland selbst massiv schädigt und dem russischen Volk ein Leben in Frieden, Wohlstand, Menschenrechten und Demokratie verbaut.

Ich freue mich, dass Maxim Fokin für die russische Demokratiebewegung zu uns sprechen wird.

Demokratie, Menschenrechte, Freiheit und Toleranz das sind die Werte, die Putin verachtet und gegen die sich seine Aggression in der Ukraine richtet. Gegen diese Werte geht er auch in seinem Land mit aggressiver Repression vor.

Sehr geehrter Herr Generalkonsul, ich habe Sie begrüßt mit der solidarischen Botschaft: Gießen steht zur Ukraine. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich dazu ein paar Beispiele nennen:

  • Seit dem 24. Februar haben in unserer Stadt etwa 2000 Menschen aus allen Generationen und vielen Herkunftsländern ihre Verbundenheit mit der Ukraine in vier Kundgebungen hier auf diesem Platz zum Ausdruck gebracht.
  • Am letzten Dienstag waren dies die Ausländerbeiräte aus Stadt und Landkreis Gießen sowie der Deutschen Gewerkschaftsbund.
  • Am Donnerstag waren es die Schülerinnen und Schüler von Fridays for Future.
  • Und heute haben wiederum Vertreter der jungen Generation, der Ring politischer Jugend Gießen gemeinsam mit den Jugendverbänden der großen demokratischen Parteien, die Grüne Jugend, die Junge Union, die Jungsozialisten und die jungen Liberalen uns hier zur Kundgebung gerufen.
  • Es ist eine der bewegendsten Erfahrungen meines politischen Leben, dass die jungen Generation laut ihre Stimme erhebt gegen Putins völkerrechtswidrigen Angriff und ein Zeichen setzt gegen Krieg, für Selbstbestimmung der Ukraine und ein geeintes Europa. Ich freue mich auf die Reden der Vertreter:innen der Jugendorganisationen und – Stichwort Europa – auf den Beitrag von Johannes Volkmann von der Europaunion.
  • Aber nicht nur in Kundgebungen zeigen wir Gießener unsere Solidarität, sondern ebenso durch viele und vielfältige Geld- und Sachspenden, auch aus Kindergärten, Schulen, Betrieben, Vereinen, dem Mitmachhilfswerk GAiN u.a. Bereichen der Stadtgesellschaft.
  • Gießener Familien sind bereit, geflüchtete Menschen aus der Ukraine privat aufzunehmen.
  • Gießen war, ist und bleibt ein sicherer Hafen für Menschen, die in ihren Heimatländern Krieg und Verfolgung erleiden. Wir versichern Ihnen, Herr Generalkonsul, das dies jetzt und gerade auch für Ihre Landsleute aus der Ukraine gilt!
  • Ich weiß und bin stolz darauf, dass Magistrat und Verwaltung der Stadt Gießen seit Beginn des Krieges mit Hochdruck daran arbeiten, alle möglichen und notwendigen Hilfen und Unterstützungen vorzubereiten. Dazu wird der Oberbürgermeister, Frank Tilo Becher, in seiner Rede uns noch einiges sagen.

Ich danke allen, die heute hier ihre Solidarität mit der Ukraine bekunden und schließe mit den Worten:

Lang lebe die Ukraine!

Slawa Ukrajini!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Und jetzt spricht zu uns der Generalkonsul der Ukraine, Herr Vadym Kostiuk.“

Kundgebung am 05.03.2022 – auf dem Bild zu sehen u.A. MdL Katrin Schleenbecker, Stadträtin Gerda Weigel-Greilich und Verteter:innen der Grünen Jugend Gießen, Limburg und Lahn-Dill-Kreis (Bild Marten Ringsdorf)

*Bildquelle: Katrin Schleenbecker

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