Verbesserung der Artenvielfalt durch Pflegemaßnahmen

Verbesserung der Artenvielfalt durch Pflegemaßnahmen

Der Artenrückgang muss heute als eine unterschätzte Bedrohung und als ebenso große Herausforderung wie der Klimawandel betrachtet werden. Verbesserung der Bedingungen für die Artenvielfalt ist deshalb auch eine Aufgabe praktischer Politik auf kommunaler Ebene. Ein Beispiel für praktische Maßnahmen unter Vernetzung unterschiedlicher Akteure präsentierte Umweltdezernentin Gerda Weigel-Greilich jetzt in Wieseck

Im Winter 2019/2020 ließ die Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V. (LPV Gießen) im Auftrag der Stadt Gießen Gehölze und Abfall bei Wieseck entfernen. Nicht standortgerechte Gehölze und Büsche wurden entfernt. Solitärbäume, ein kleiner Waldbereich sowie ausgewählte einheimische Gehölze blieben stehen. Ein Landwirt aus der Region führte die Maßnahmen größtenteils in Handarbeit durch. Bei einem gemeinsamen Ortstermin der verantwortlichen Akteure wurden nun die Arbeiten begutachtet.

Ziel der sogenannten „Entbuschung“ nahe der „Wiesecker Teiche“ ist die Entwicklung von extensivem Weidegrünland im Rahmen der Kompensation des Bebauungsplanes „Marburger Straße West“. Die Verbesserung des Grünlandes soll durch Schafbeweidung erfolgen. „Der Nährstoffentzug durch die Beweidung begünstigt das Aufkommen einer Vielfalt von Arten – statt einem monotonen Grasbestand, der noch dazu in Verbuschung begriffen war“, so die Naturschutzdezernentin Stadträtin Gerda Weigel-Greilich. Da das östlich gelegene FFH-Gebiet der „Wiesecker Teiche“ mit Mager- und Halbtrockenrasen aufwarten kann, ist hier ein Samenaustausch durch die Schafbeweidung wahrscheinlich und somit eine Verbreitung wertvoller Arte„Die Maßnahme ist nur ein kleiner Baustein in einem Mosaik von Kompensationsmaßnahmen, die den Ausgleich zur Bebauung herstellen“, so Dr. Gerd Hasselbach, Leiter des Amtes für Umwelt und Natur der Stadt Gießen. So besteht ein Teil der Kompensation – wie hier – aus der Extensivierung von Grünland und dadurch der Verbesserung der Artenvielfalt auf diesen Flächen. Ein anderer großer Teil besteht beispielsweise aus der Wiederherstellung von Streuobstwiesen.

Nun, da die Fläche zu einem großen Teil freigestellt wurde, kann Schäferin Grzybinski (Staufenberg) die Flächen durch Ihre Schafe beweiden lassen. Dies verhindert die weitere Verbuschung des Geländes. Nach jeder Beweidungssaison werden die Flächen noch zusätzlich von Hand nachgepflegt, da zum Beispiel Brombeeren oder Land-Reitgras von den Schafen nicht gefressen werden.

Um weitere Ablagerungen von Abfall und das Befahren des Geländes zu verhindern, hat die Stadt Gießen hier unmittelbar nach Abschluss der Entbuschungsarbeiten einen Zaun errichten lassen. „Dies war notwendig, da es in der Vergangenheit leider zu illegalen Ablagerungen von Bauschutt und Abfall gekommen ist“, so Ludwig Wiemer, stellvertretender Leiter des Liegenschaftsamtes der Stadt.

Damit in Zukunft eine bessere Erreichbarkeit der etwas abgelegenen Fläche möglich ist, soll ein weiterer Korridor im Osten freigestellt werden, der dann auch beweidet werden wird. Das wird den Samentransfer und eine Vernetzung der Beweidungsflächen möglich machen. Für die Arbeiten sucht die LPV Gießen stets ehrenamtliche Akteure, die sich im praktischen Naturschutz gegen Entgelt betätigen wollen. Bei Interesse an der Durchführung von Arbeiten oder zum Projekt kann die LPV oder das Umweltamt der Stadt Gießen Auskunft erteilen.

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